Für die Grafschaft Bentheim als ländlicher Raum mit vielen landwirtschaftlichen Betrieben ist die politische Entwicklung auf Landesebene von großer Bedeutung. Ich bin Lehrerin und keine Landwirtin, es wäre anmaßend zu behaupten, ich hätte eine einfache Lösung parat. Deshalb möchte ich vor allem mit den Landwirtinnen und Landwirten hier vor Ort ins Gespräch kommen, Sorgen ernst nehmen und mit ihnen gemeinsam an guten Lösungen arbeiten. Derzeit tragen unsere industrielle Landwirtschaft und die Zehrung kohlenstoffhaltiger Böden erheblich zu den Treibhausgasemissionen bei, der Anbau von Monokulturen führt zum fortschreitenden Rückgang der Artenvielfalt. Wenn wir den voranschreitenden Klimawandel aufhalten wollen, um unsere Erde zu schützen und unseren Kindern und Kindeskindern zukünftige Lebensqualität zu sichern, brauchen wir eine ökologischere Landwirtschaft, von denen unsere landwirtschaftlichen Betriebe langfristig profitieren.
Wir müssen den Einsatz von Pestiziden, Dünger und Antibiotika sowie den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen in der Landwirtschaft stark reduzieren, um die Umwelt möglichst wenig zu belasten. Dies gelingt durch eine Bewirtschaftung der Flächen mit vielfältigen Fruchtfolgen und konsequenter Förderung des Humusaufbaus, die zur Stärkung der CO2-Bindung in unseren Böden und damit aktiv zum Klimaschutz beiträgt.
Eine Landwirtschaft, die größtmöglichen Wert auf das Wohl des Tieres legt, erfordert den staatlich unterstützen Umbau von Ställen und eine Tierwohlkennzeichnung der Produkte. Für die Umsetzung eines solchen Konzepts ist die Anpassung des Baurechts nötig: Die Privilegierung für flächengebundene Tierhaltung muss erhalten bleiben, die gewerbliche Tierhaltung muss deutlich begrenzt werden. Des Weiteren sollten wahrheitsgetreue Werbebilder auf Verpackungen verlässliche Auskunft über die Herkunft der tierischen Produkte bis zum endverarbeiteten Produkt geben.
Oberstes Ziel ist, dass alle öffentlichen Förderungen des Agrarsektors eine einkommensstabilisierende Wirkung für bäuerliche Betriebe haben UND am Nutzen für Arten-, Trinkwasser-, Tier- und Klimaschutz gemessen werden. Dies kann nur durch eine Umstrukturierung bisheriger staatlicher Leistungen erreicht werden: Wir müssen finanzielle Brücken für umstellungsswillige Landwirte bauen und eine ökologische Landwirtschaft aufbauen, in der langfristige Verträge landwirtschaftlichen Betrieben ein gutes Auskommen sichern und Landwirt:innen für ihre Produkte faire Preise erzielen und bieten können. Dieses Ziel muss so gesteckt sein, dass es sowohl auf die Untersützung von Landwirt:innen als auch von Verbraucher:innen bauen kann.

„Wenn es uns gelingt, eine vielfältige, ökologische Landwirtschaft an attraktive Dorfläden und Cafés, nachhaltige Kita- und Schulmensen und einen angepassten öffentlichen Verkehr zu koppeln, machen wir den ländlichen (Wohn-)Raum noch attraktiver und wirken dem Einwohnerschwund aktiv entgegen.“
Foto von Anna Rollero: Everhard Hüsemann